Unsere Begleiterin meinte nur “Willkommen im Paradies!” als wir die jeweils zwei Euro Eintritt zum Neumanns Erntegarten bezahlt hatten und an den ersten Reihen Kirschbäumen vorbeigingen. In der Hand hielten wir zu der Zeit noch drei Körbe und zwei größere Plaste™-Schalen. Allesamt leer und ein gewagtes Unterfangen versprechend. Ohne Wegweiser waren wir leicht verloren und schienen ein gutes Opfer für einen Imker, der Ausschau hielt nach willigen Honigfreunden. Mit diesen wollte er in die Welt der Bienen eintauchen. Wir liessen uns von ihm den Weg zu den Erdbeeren zeigen und versprachen, nach dem Pflücken vorbeizuschauen. Daraus wurde drei Stunden später leider nichts mehr.
In diesen drei Stunden schafften wir es, nicht nur die erste Charge der Körbe zu füllen sondern auch noch die nachbestellten. Beim Verlassen des Hofes brachten wir es auf ca. 12 Kilogramm Erdbeeren, Knupper, Weisse und Schwarze Johannisbeeren, Blau- und Stachelbeeren.
Auf den ausgedehnten Latifundien der Neumanns kurz hinter Potsdam gibt es alle Früchte, für die Werder bei den Berlinern bekannt und beliebt ist. Die Sträucher und Bäume sind so gepflanzt, dass auch der unbedarfte Erntehelfer guten Zugang hat. Neben den genannten Beeren gibt es später im Jahr noch verschiedenste Äpfel-, Birnen und selbst Weinsorten.
Das Ganze macht so viel Spass, und ist so berauschend, dass es nicht verwunderlich ist, dass es für viele Besucher ein Ereignis eigener Art ist. Es ist sogar ein echtes Multikulti-Spektakel. Wir selbst wurden von einer – offensichtlich – japanischen Reisegruppe beim Pflücken fotografiert, die uns dann baten, mal diese weissen Beeren probieren zu dürfen und mit sauerverzerrtem Gesicht, sich kichernd unterhielten – wahrscheinlich darüber, dass diese crazy deutschen seltsames Zeug essen.
Beim Auschecken waren wir von den noch zu zahlenden Preisen etwas überrascht. Allerdings hätte man für die gleiche Menge ohne Eigenleistung mindestens das doppelte auf den Tresen legen müssen. Es empfiehlt sich aber dennoch, sich vorher die Preisliste insbesondere für die selteneren Beeren anzusehen.
Wieder in Berlin angekommen, wurden erstmal Rum-Töpfe und Cassis-Likör angesetzt und der Rest der Tiefkühltruhe übergeben. Wir werden dann im Winter über deren Gelingen berichten.
ps: Nein, es gibt da keine Vögel, die gelernt haben, Auto-Alarmanlagen nachzutrellern. Vielmehr handelt es sich bei dem überraschenden und schönen trotzdem aber nicht störendem Pfeifton, um ein Stück aus dem Waffenarsenal von “Star Wars”: Abschreckung von Staren, die ansonsten von den Kirschen dick und rund würden.