Wenn man hinter der bayerisch-tschechischen Grenze in den Böhmerwald bzw. den Nationalpark Šumava hineinfährt, kann nach ein paar Kilometern holpriger Landstraße zwischen dichten Fichtenwäldern leicht der Eindruck entstehen, dass es dort unmöglich Menschen (außer Park-Rangern), Unterkünfte (außer vielleicht in der Ranger-Ranch, wo aber auch niemand zuhause war) und erst recht keine Siedlungen mit beidem geben kann. Und wenn man nach weiteren Kilometern schon aufgeben und sich doch in dem wenig attraktiven Tank-und-Amüsier-Grenzdorf einquartieren will, genau dann erscheint plötzlich hinter einer kleinen Steigung Prášily.
Dieses kleine Dörfchen hat laut Wiki ca. 170 Einwohner und eine ziemlich bewegte Geschichte; zu seinen Glanzzeiten war es Glashüttenbetrieb, Standort einer Edelpapierfabrik und Wintersportmekka, nach 1948 wurde es dann allerdings zum Zentrum eines Truppenübungsplatzes erklärt.
Ein Teil des Ortes und die umliegenden Siedlungen fielen dem zum Opfer und wurden entweder abgerissen oder – man muss ja schließlich mit Panzern auch irgendetwas kaputtschießen – schlicht als Übungsziele verwendet. Beim Wandern stießen wir auf einige alte Mauern und Obstbäume, vermutlich die traurigen Überreste.
Prášily dagegen wird von seinen Einwohnern offensichtlich gehegt und gepflegt; was noch an schönen alten Gebäuden geblieben ist, wird aufwendig und so originalgetreu wie möglich restauriert. Auch mit unserer Herberge, der Pension Brücknerův dům, haben sich die Besitzer offensichtlich viel Mühe gegeben, auf jeglichen Schnickschnack verzichtet und alles in Holz, Stein und weißem Putz gehalten. Kein Plastik weit und breit, stattdessen gemütliche Zimmer, freies WLAN, eine kleine, feine Sauna, sehr vernünftiges Frühstück und Regenduschen, nein: KUPFER-Regenduschen. Wir empfehlen das.
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